Der Historische Atlas (von Bayern) als Ideengeber und Rezipient historischer Diskurse

Der Historische Atlas (von Bayern) als Ideengeber und Rezipient historischer Diskurse

Organisatoren
Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München
Ort
Rothenburg o. d. Tauber
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.10.2019 - 26.10.2019
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Von
Carola Fey, Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

In seiner Einführung stellte Wolfgang Wüst die Konzeption der Tagung vor. Ausgehend vom Bild der Atlasarbeit als bewährte konservative Grundlagenforschung sei zu fragen, wie die Atlasforschung als Ideengeber zu Methodenforschung und modernen historischen Diskursen betragen könne. Gleichzeitig sei die Aufmerksamkeit auf die Rezeption aktueller historischer Diskurse in der Atlasarbeit zu lenken. Für zentrale Themen, wie sie für die Konstituierung von Landesherrschaft diskutiert werden, zeige die Atlasforschung mittlerweile neue Antworten aus kulturgeschichtlicher Sicht auf, etwa durch den jüngst erschienenen Atlasband zu Dinkelsbühl1.

FERDINAND KRAMER (München) stellte die Entwicklung des Historischen Atlas von Bayern vor, indem er auf 70 Jahre Atlasforschung mit dem derzeitigen Ergebnis von 127 Bänden blickte. Aus den Anfängen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das zuerst auf Karten ausgerichtete Projekt hin zur Erarbeitung von differenzierten wissenschaftlichen Monographien mit Karten als Beilagen. Impulse der 1960er-Jahre, namentlich von Karl Bosl, bewirkten die Aufnahme von mentalitäts- und kulturgeschichtlichen Fragen. Als jüngere Entwicklungen und Aufgabenstellungen der Atlasarbeit benannte Kramer die Schwerpunktsetzung einzelner Bände sowie die digitale Transformation mit neuen Darstellungsmöglichkeiten durch georeferentielle digitale Karten. Neue kulturwissenschaftliche Forschungen seien aufzunehmen und komplementäre Forschungen zum Atlas anzustoßen.

Die erste Sektion der Tagung widmete sich der Atlasarbeit im Ländervergleich. MAREK SŁOŃ (Warschau) stellte sowohl die Impulse des 19. Jahrhunderts als auch das heutige komplexe digitale Bearbeitungsformat für das polnische Atlasprojekt vor. Für Polen bilden die Steuerregister vom Ende des 16. Jahrhunderts die ersten detaillierten Quellen, die für die Kartierung der Siedlungsgeschichte vielfältige Informationen liefern. Ausgehend von digitalen Karten, stellt das polnische Projekt differenzierte Informationen zu Orten und die Verknüpfung mit den digitalisierten Quellentexten als permanente Referenz zur Verfügung. Für Polen wurden bislang sechs Atlasbände fertiggestellt, darunter der jüngste zu Großpolen; weitere Bände sind in Bearbeitung.

ANDREAS SOHN (Paris) stellte die historisch-geographische Atlasarbeit Frankreichs vor. Er verdeutlichte anhand historischer Karten den Wandel der französischen Kartographie von bedeutungsperspektivischen zu geographischen Darstellungen. Besondere Aufmerksamkeit widmete Sohn den Leistungen Auguste Longnons (1844–1911), der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Bereich der historischen Geographie in der universitären Lehre etablierte. Für das 20. und 21. Jahrhundert führte der Referent Atlaspublikationen und das Projekt zur Stadtarchäologie von Paris an. Insgesamt sei die landesgeschichtliche Forschung in Frankreich, wo nur für wenige Regionen Atlaswerke existierten, nicht so ausgeprägt wie in Deutschland.

WOLFGANG ZIMMERMANN (Karlsruhe) stellte den Historischen Atlas von Baden-Württemberg vor, der seit 1956 von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg nach dem Konzept eines Forschungsatlasses erarbeitet und in den Jahren 1972–1988 in Zusammenarbeit mit dem Landesvermessungsamt Baden-Württemberg publiziert wurde. Als Standardwerk für die baden-württembergische Landeskunde umfasst der Atlas in der gedruckten Form 120 Karten in zwölf Themengruppen mit Erläuterungen sowie ein Ortsregister zum Kartenteil. Die mittlerweile durch das Landesamt für Geoinformation, das Landesarchiv und die Historische Kommission von Baden-Württemberg vorgenommene Digitalisierung mit Georeferenzierung zeige in der Erschließung neuer Nutzerkreise sowie in dem erleichterten Einsatz in Forschung und Lehre evidente Perspektiven auf.

UWE SCHIRMER (Jena) widmete sich dem Mitteldeutschen Heimatatlas und dem Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen. Impulsgeber für diese Projekte waren im 19. Jahrhundert die Historischen Kommissionen und die Staatsarchive. Der Mitteldeutsche Heimatatlas, der ganz Thüringen und Teile von Sachsen umfasst, konnte 1959 als Standardwerk handlicher Karten mit Beiheften abgeschlossen werden. Für Sachsen wurde der schon 1896 projektierte Atlas für Geschichte und Landeskunde Sachsens in einem wesentlich längeren Zeitraum erarbeitet. Die in den 1950er- und 1960er-Jahren von Karl-Heinz Blaschke vorangetriebene, später jedoch erlahmte Atlasarbeit wurde 1986 eingestellt, bevor sie 1992 nach dem Vorbild des Baden-Württembergischen Atlasprojekts wieder aufgenommen wurde. Der in acht Sachgebiete unterteilte Atlas mit ca. 50 Karten zur Geschichte und Landeskunde wurde bislang zu zwei Dritteln verwirklicht.

THOMAS TIPPACH (Münster) eröffnete die mit Historische Atlasforschung in Deutschland überschriebene zweite Sektion der Tagung. Er stellte den deutschen Historischen Städteatlas und den Historischen Atlas westfälischer Städte vor und behandelte dabei die konzeptionellen Weiterentwicklungen eines nationalen und eines regionalen Städteatlasses. Beide Werke sind als Teilprojekte des europäischen Historischen Städteatlasses mit dem Ziel der länderübergreifenden Vergleichbarkeit erarbeitet worden. Im Mittelpunkt eines jeden Atlasses steht die Edition der für die jeweiligen Städte vorliegenden Urkataster. In den letzten Jahren haben der Deutsche Historische Städteatlas und der Historische Atlas westfälischer Städte sowohl eine inhaltliche als auch methodische Weiterentwicklung sowie eine Ausweitung des Betrachtungszeitraums erfahren. Industrialisierungs- und Deindustrialisierungsprozesse finden in thematischen Karten ebenso ihren Niederschlag wie die städtebauliche Entwicklung und das Ausgreifen städtischer Einflüsse auf das Umland.

URSULA BRAASCH-SCHWERSMANN (Marburg) behandelte den Geschichtlichen Atlas und weitere historische Kartenwerke im heutigen Hessen, indem sie auf die fast einhundertjährige Geschichte der Kartographie in Marburg blickte und die heutigen Diskurse über die Funktionen des Geschichtlichen Atlasses von Hessen darlegte. Die mit dem Namen Edmund Stengel verbundene Initiative in den 1920er-Jahren zu einem geschichtlichen Atlas von Hessen und Nassau hatte sich den Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz zum Vorbild genommen. In der Nachkriegszeit wurde die Arbeit unter der Konzeption von Themenkarten weitergeführt. Bemerkenswert war die Erweiterung des Adressatenkreises des Atlasvorhabens durch die Bereitstellung des Kartenmaterials für den schulischen Unterricht. Die als Geschichtlicher Atlas von Hessen erscheinende Veröffentlichung war in ihrem Kartenwerk 1978, mit dem Textband erst 1984 komplett. Der heute vollständig im Landesgeschichtlichen Informationsportal LAGIS verfügbare Atlas stehe für die Chance, bestehende Kartenwerke in neue Nutzungskontexte zu überführen.

ALOIS SCHMID (München) leitete die Beiträge ein, die Möglichkeiten der Nutzung der Daten des Historischen Atlasses von Bayern für komplementäre Fragestellungen aufzeigten. Er brachte über den Immerwährenden Reichstag in Regensburg die Thematik auswärtiger Beziehungen in die Diskussion ein. Der Immerwährende Reichstag habe ein nach außen wirkendes Verbindungsorgan dargestellt, das für eine internationale Prägung der Stadt Regensburg gesorgt habe. Schmid betrachtete die Gesandtschaften als Träger dieser einzigartigen Internationalität und stellte die Domizile der Gesandtschaften als außergewöhnliche Orte dar, deren Lokalisierung, bauliche Gestaltung, Unterbringungsmodalitäten und Personal aussagefähig für die Erfassung einer besonderen Lebenskultur seien.

WOLFGANG WÜST (Erlangen) befasste sich mit den Spuren europäischer Fürstenherrschaft im Atlas, indem er die fränkische Herrschaft Schwarzenberg untersuchte und das Potential der Atlasanalyse im Hinblick auf Bezugspunkte zu übergeordneten Entwicklungen im Reich aufzeigte. Scheinfeld und die anderen Kameralherrschaften des Adelshauses Schwarzenberg wurden in der frühen Neuzeit von Böhmen, Prag und Wien aus fernregiert. Diese Konstellation habe die räumlich-historischen Bezugspunkte für den Altlandkreis Scheinfeld geöffnet. Andererseits habe die Mobilität in der Regierungspraxis zu einer verdichteten Schriftlichkeit bei der Klärung von Alltagsproblemen geführt. Dies eröffne die Chance, nach den Konsequenzen der Absenz der Fürsten vor Ort zu fragen und, etwa in den Inventaren von 1782, mögliche Anzeichen der Vernachlässigung der Amts- und Herrschaftsbauten sowie der Ausstattung des Schlosses in Scheinfeld zu recherchieren. Ebenso könne die Untersuchung des finanziellen Engagements der Fürsten im fränkischen Herrschaftsgebiet Aussagen zu einer Fürstenregie aus der Ferne ermöglichen.

In der dritten Sektion, die sich der historischen Atlasforschung in Bayern widmete, untersuchte THOMAS HORLING (München) die Vogtei und Herrschaftsbildung in Franken auf der Grundlage von Daten aus dem Historischen Atlas Bayerns. Spezielle Aufmerksamkeit galt der Rolle der Vogtei in den Würzburger, Eichstätter und Bamberger Hochstiften. Einleitend erinnerte Horling an die in den 1950er-Jahren von Hans Hubert Hoffmann formulierten Aufgaben der Atlashefte und legte die seit den frühen Veröffentlichungen gewandelten Darstellungsmöglichkeiten der Karten dar. Die neueren Karten bilden eine Vielzahl von Informationen ab, die auch differenziertere Angaben zu Vogteirechten bieten. Deutlich wurde allerdings beim Versuch einer übergreifenden Analyse aus einzelnen Bänden sowohl die Lückenhaftigkeit des Materials für diesen Aspekt als auch das Problem, dass das Domkapitel als Ganzes und die Pfründen einzelner Domherren nur schwer fassbar sind.

SABINE ULLMANN (Eichstätt) befasste sich mit Möglichkeiten zur Verknüpfung der historischen Atlasforschung mit kulturgeschichtlichen Forschungen zur Entwicklung frühneuzeitlicher Staatlichkeit. Im Fokus standen Staatswerdungsprozesse in den durch geringe territoriale Integrität geprägten historischen Landschaften Frankens und Schwabens. Hinweise auf die Komplexität der Territorialisierungsprozesse zeigte die Referentin in symbolischen Praktiken sowie in Konflikt- und Konkurrenzkulturen auf. Anhand empirischer Befunde aus dem Historischen Atlas Bayern wurden Beispiele von territorialen Kleinkonflikten, etwa zwischen der Reichsstadt Nördlingen und adligen Herrschaftsträgern, ausgewählt, die kontroverse Ansprüche auf das reichsstädtische Umland betrafen. Deutlich wurden die Fülle von Einzelentscheidungen, die propagandistische Aufwertung von Einzelfällen, die lange Dauer der auf Ausgleich gerichteten Konflikte sowie die häufig interimistisch angelegten Konfliktlösungen.

LUDWIG HOLZFURTNER (München) behandelte für den Atlasband Mitterfels das Problem der quasi „fränkischen“ Herrschaftsvielfalt, die auch für einzelne bayerische Landgerichte festzustellen sei. Demnach könne das Bild, das die Atlaskarten des Teils Altbayern von den Herrschaftsverhältnissen im Kurfürstentum Bayern als flächenhafte Gebilde geben, durchaus trügerisch sein. Unterhalb der kartographischen Ebene könnten durchaus die realen herrschaftlichen Verhältnisse dem Kartenbild nicht entsprechen, diese sogar ad absurdum führen, wie das Beispiel des Landgerichts Mitterfels, einer typischen Rodungsgrafschaft, zeige. In diesem Landgericht lag unter den 3800 Anwesen die Zahl der hofmärkischen Güter weit über dem Durchschnitt, und ihre geographische Verteilung widersprach bekannten Schemata. Auch auf der hochgerichtlichen Ebene seien spezielle Verhältnisse zu erkennen.

Statt des entfallenen Referats von Teresa Neumeyer zum Atlasband Dinkelsbühl sprach HAIK THOMAS PORADA (Leipzig) zur Entwicklung des Historischen Atlasses von Pommern. Er stellte die schon 1824 aufgenommenen Bemühungen der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Landeskunde um ein Atlasprojekt vor. Im Zentrum des Beitrags stand die Tätigkeit des Greifswalder Historikers Fritz Curschmann (1874–1946), der die historische Geographie als neue Teildisziplin der Geschichtswissenschaft maßgeblich förderte. Curschmann legte für das westliche Hinterpommern eine Atlaskarte vor. 1935 entstand das Konzept für den Kleinen pommerschen Geschichtsatlas. In der jüngeren Vergangenheit unterstützten das Marburger Herder-Institut und das nordostdeutsche Kulturwerk in Lüneburg von Westdeutschland aus das pommersche Atlasvorhaben, allerdings ohne abschließende Projektergebnisse zu erzielen. Zum 1000-jährigen Jubiläum Mecklenburgs erschien 1995 ein zweibändiges Atlaswerk zu Mecklenburg und Pommern. Gegenwärtig arbeitet ein Stettiner Projekt an der digitalen Aufbereitung von Karten des 19. Jahrhunderts.

GERHARD SCHWENTNER (Linz) stellte am Beispiel des Herrschaftsausbaus der Grafen von Rheinstein-Tattenbach das digitale Raumerfassungsprojekt DORIS vor. Die Grafen von Tattenbach besaßen zum Zeitpunkt der Abtrennung des Innviertels vom Kurfürstentum Bayern westlich und östlich des Inn zahlreiche Güter. Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts erwarben, erheirateten oder erbten sie zahlreiche Besitzkomplexe. Mit den Forschungen zum Historischen Atlas von Bayern, Altbayern Teil Innviertel, war auch eine exakte Lokalisierung aller Güter mit ihren grundherrlichen Zugehörigkeiten verbunden. Auf der Grundlage dieser Daten konnten in Zusammenarbeit mit der Abteilung Geoinformation des Amtes der Oberösterreichischen Landesregierung räumlich und zeitlich differenzierte Darstellungen besitzgeschichtlicher Zusammenhänge visualisiert werden.

EMMA MAGES (Alteglofsheim) untersuchte anhand ausgewählter Orte die Gemeindebildung Altbayerns. Sie betonte die Funktion, die der Darstellung der Umbruchsphase von den im Mittelalter grundgelegten Herrschaftsstrukturen zur kommunalen und staatlichen Organisation unserer Zeit im Aufbau der Atlasbände zukomme. Thematisiert wurden die Voraussetzungen einer einheitlichen Gemeindegebietsorganisation mit der schrittweisen Aufhebung der gewachsenen Herrschaftsrechte der Geistlichkeit und des Adels (bis 1848) sowie die organisatorischen Schritte und rechtlichen Grundlagen der Gemeindebildung. Zentrale Bedeutung sei in diesem Umbruch der Bildung der Steuerdistrikte 1808/09 und dem Gemeindeedikt von 1818 zugekommen. Die Gemeindegebietsreformen zwischen 1971 und 1978, die eine vollständige Umgestaltung der kommunalen Gliederung mit der drastischen Reduzierung der Anzahl der Gemeinden zum Ergebnis hatten, stellten nach Mages einen nur mit den Montgelaschen Reformen des frühen 19. Jahrhunderts zu vergleichenden Wandel dar.

HEINRICH WAGNER (Heustreu) betonte die Rolle des Historischen Atlasses Bayern als Rezipient historischer Diskurse. Er griff dazu das in der deutschen Geschichtswissenschaft der 1960er- und 1970er-Jahre diskutierte Thema „Gau und Grafschaft“ für das nördliche Unterfranken auf. Anhand der Herrschaftsgebiete der Schweinfurter Grafen wurden die Fragen nach den Bedeutungen der Begriffe Gau und Grafschaft, der möglichen Vereinigung mehrerer Grafschaften unter einer Herrschaft ebenso wie die Problematik der Quelleninterpretation im Hinblick auf Grenzverläufe, die häufig naturräumlichen Gegebenheiten folgten, angesprochen.

CHRISTOF PAULUS (Augsburg/München) unterzog knapp 200 Rezensionen zu insgesamt 78 Historischen Atlanten von Bayern einer quantitativen wie qualitativen Analyse. Ausgewertet wurden Besprechungen aus 45 Publikationsorganen, erschienen zwischen 1970 und 2019. Paulus beobachtete die zunehmende regionalisierende Wahrnehmung des Historischen Atlasses von Bayern. Überproportional häufig würden Bände des fränkischen Teils besprochen. Abgeleitet aus seinem Befund sah es der Referent als Aufgabe für die Zukunft, die Bedeutung des Unternehmens oberhalb der Ebene regionaler Detailbesprechungen wieder präsenter zu machen, gleichzeitig den Historischen Atlas von Bayern in den landeshistorischen Fachorganen stärker zu verankern und damit seine Wahrnehmung zu erhöhen sowie diesen verstärkt in den universitären Lehrbetrieb einzubinden. Er regte Querschnittsanalysen an, um das überregionale sowie methodische Potential des Atlaswerks aufzuzeigen.

Der Gewinn der Tagung lag in der Kontextualisierung des Historischen Atlasses von Bayern im internationalen Diskurs der Atlasprojekte und in den dadurch aufgezeigten Perspektiven für zukünftige Forschungen. Als zentrale Aufgabe stellt sich die digitale Visualisierung der Ergebnisse der Atlasarbeit im Hinblick auf heutige Kulturen der Wahrnehmung dar. In diesem Sektor und in der internationalen Vernetzung der Projekte liegt ganz offensichtlich die Chance zum zukünftigen Erfolg der europäischen Atlasvorhaben.

Konferenzübersicht:

Begrüßungen

Walter Hartl (Rothenburg o. d. Tauber) / Wolfgang Wüst (Erlangen) / Ferdinand Kramer (München) / Markus Hirte (Rothenburg o. d. Tauber)

Einführung

Ferdinand Kramer (München): Der HAB – zentrales Forschungsanliegen der Kommission für bayerische Landesgeschichte und seine Perspektiven

Sektion 1: Der Historische Atlas im Ländervergleich

Marek Słoń (Warschau): Der Historische Atlas von Polen 1880–2020: die Geschichte einer Idee

Andreas Sohn (Paris): Die Geschichte Frankreichs und die historisch-geographische Atlasarbeit

Wolfgang Zimmermann (Karlsruhe): Der Historische Atlas von Baden-Württemberg – Fundament für die Landesgeschichte in Südwestdeutschland

Uwe Schirmer (Jena): Der Mitteldeutsche Heimatatlas (1876–1959) und der Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen (1896–201?)

Sektion 2: Historische Atlasforschung in Deutschland

Thomas Tippach (Münster): Der Historische Atlas im Fokus – Der deutsche Historische Städteatlas und der Historische Atlas westfälischer Städte. Zur konzeptionellen Weiterentwicklung eines nationalen und eines regionalen Städteatlasses

Ursula Braasch-Schwersmann (Marburg): Der Geschichtliche Atlas und weitere Kartenwerke zur Vergangenheit im heutigen Hessen – Fundamente der Landesbeschreibung in der Mitte Deutschlands?

Alois Schmid (München): Der Historische Atlas von Bayern und die auswärtigen Beziehungen. Der Immerwährende Reichstag zu Regensburg (1663–1806)

Wolfgang Wüst (Erlangen): Europäische Fürstenherrschaft im Atlas – Die Schwarzenberg und der HAB Scheinfeld

Sektion 3: Historische Atlasforschung in Bayern

Thomas Horling (München): Vogtei und Herrschaftsbildung in Franken – Ergebnisse aus dem Historischen Atlas

Sabine Ullmann (Eichstätt): Methodische und inhaltliche Perspektiven der historischen Atlasforschung

Ludwig Holzfurtner (München): HAB Mitterfels – „fränkische“ Herrschaftsvielfalt in Bayern

Haik Thomas Porada (Leipzig): Der südliche Ostseeraum in historisch-geographischer Perspektive. Zur Entwicklung des Historischen Atlas von Pommern in den vergangenen 110 Jahren

Gerhard Schwentner (Linz): HAB Schärding und Ried – Herrschaftsausbau im Bayern der Neuzeit am Beispiel der Grafen von Rheinstein-Tattenbach

Emma Mages (Alteglofsheim): HAB (Teil Altbayern) Abensberg, Kelheim, Oberviechtach, Riedenburg, Waldmünchen – Die Gemeindebildung im Fokus der Atlasforschung

Heinrich Wagner (Heustreu): HAB (Teil Franken) Neustadt/Saale, Mellrichstadt, Bad Kissingen, Königshofen – Gau und Grafschaft als Klassiker unter den Atlasthemen

Christof Paulus (Augsburg): Der HAB (Reihen I und II, Teile Altbayern, Franken, Schwaben) im Spiegel der Rezensionen

Carola Fey (Erlangen): Bilanz

1 Teresa Neumeyer, Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis (Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken, Reihe 1, Heft 40), München 2018.